Missing Links

Gedächtnis_Lücken der Sammlung

Bei der Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit und Sammlungsgeschichte stellt sich für Museen heute mehr denn je die dringliche Frage nach der Rechtmäßigkeit des eigenen Besitzes. Anlass für diese kritische Auseinandersetzung mit der Herkunft der Objekte ist die Erkenntnis, dass sich bis heute zahlreiche Kulturgüter in öffentlichen Sammlungen befinden, die aus historischen Unrechtskontexten, wie dem Nationalsozialismus oder der Kolonialzeit, stammen.

Missing Links

Auch das Gustav-Lübcke-Museum überprüft seit 2021 proaktiv und systematisch die eigenen Bestände. Ziel dieser Recherche sind die Identifizierung von Objekten, die während des Nationalsozialismus ihren – vorwiegend jüdischen – Eigentümer:innen geraubt wurden, und die anschließende Suche nach gerechten und fairen Lösungen mit den rechtmäßigen Erben.

Um zu klären ob die Herkunft (Provenienz) eines Kulturguts belastet oder unbedenklich ist, müssen viele Fragen zu den Biografien des Objekts und der Menschen, die es zuvor besaßen, beantwortet werden: Finden sich Stempel, Etiketten oder Beschriftungen auf dem Objekt, die auf ehemalige Besitzer:innen hinweisen? Wie viele Menschen besaßen das Kulturgut, bevor es ins Museum gelangte? Wer waren diese Menschen? Waren sie von Verfolgung und Repressionen betroffen? Wann und unter welchen Umständen wechselten die Besitzer:innen? Waren die Besitzwechsel nach heutigem Verständnis rechtmäßig?

Bei der Suche nach Antworten auf diese und viele weitere Fragen trifft die Provenienzforschung oft auf Missing Links – auf fehlende Puzzleteile, die eine Rekonstruktion der Herkunftsgeschichte erschweren. Im Gedächtnis der Sammlung bestehen aufgrund zeitlicher Distanzen und fehlender sowie uneindeutiger Quellen Lücken. Auch bei der Recherche zu den Biografien der Vorbesitzer:innen sieht sich die Forschung immer wieder mit offenen Fragen und Leerstellen konfrontiert.

Die Ausstellung zeigt anhand von Beispielen geklärter und ungeklärter Provenienzen, wie diese Missing Links mithilfe der Methoden und Werkzeuge der Provenienzforschung aufgelöst werden können. Sie vermittelt auf diese Weise Ergebnisse und offene Fragen der laufenden Provenienzforschung am Gustav-Lübcke-Museum. Darüber hinaus thematisiert sie die historischen Zusammenhänge von Antisemitismus, Verfolgung und Enteignung.

Kontaktperson: Jan Giebel

 

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